Mit dem Frachtschiff nach Iquitos Peru

Mit dem Frachtschiff nach Iquitos in Peru! Mehrere Tage lang über den Amazonas schippern! Diese Vorstellung, die in unseren Köpfen ein Kribbeln ausgelöst hat, seit dem feststand, dass es 2024 für uns auf Weltreise gehen wird. Denn ganz ehrlich, dieser Trip ist nicht geeignet, um ihn mit einem zweiwöchigen Südamerika Urlaub zu verbinden. 

Wann fahren die Boote ab? – Wissen wir nicht genau.

Wie lange wird das Boot unterwegs sein? – Ein paar Tage, vermutlich sind es 3 Tage und 2 Nächte. Kann aber auch mal länger sein.

Wie wird es an Bord sein? – Keine Ahnung.

Und genau diese Ungewissheit machte es für uns so unfassbar spannend. Nicht planbar, kaum Touristen, fast keine aktuellen Erfahrungsberichte im Internet. Keine Ahnung, wie es ablaufen wird. Keinen Schimmer, was uns eigentlich genau erwartet. Wenn das nicht nach dem ultimativen Weltreise-Abenteuer klingt!

„Entweder wird das eines der genialsten oder das schlimmste Erlebnis unserer Weltreise.“, dachten wir uns.
Und Spoiler – war geil!

In diesem Beitrag wollen wir dich mitnehmen, zu der vielleicht einzigartigsten Anreise unserer Weltreise und geben dir am Ende natürlich zusammengefasst noch einmal alle unsere Tipps für deine Reise mit dem Frachtschiff über den Amazonas nach Peru.

Kapitel 1 • Die Trifrontera

Unsere Reise startet in Cartagena. Nachdem wir 5 Wochen lang mit dem Bus durch Kolumbien gereist sind, stiegen wir das erste Mal wieder in einen Flieger. Zwischenstopp in Bogota und dann war Leticia im kolumbianischen Amazonas unser Ziel.

Und im Landeanflug erlebten wir etwas, was wir schon lange nicht mehr gesehen hatten. Alle Passagiere – wirklich a l l e – schauten aus dem Fenster! 

Wir sahen nur eins – Grün. Undurchdringliches Grün. Keine Straßen. Keine Stromleitungen. Keine Häuser. Nur Grün!

Willkommen im Amazonas!

Leticia gehört zur Trifrontera – dem Dreiländereck im Amazonas, in dem Brasilien, Kolumbien und Peru sich eine Grenze teilen. Grenzformalitäten gibt es hier nicht. Man kann einfach zwischen der kolumbianischen, brasilianischen und peruanischen Seite hin und her wandern. Keine Zäune, keine Kontrollen. Die drei Städte sind sozusagen eine Mikro-EU in Südamerika.

Gelandet, auf das Gepäck warten, die Tourismus-Abgabe am Flughafen zahlen, rein ins Tuktuk – oder Moto-Taxis, wie sie hier genannt werden – und ab zur Unterkunft.

Morgen soll unsere 5-tägige Tour im brasilianischen Dschungel starten und im Anschluss wollen wir gleich weiter nach Peru. Aber unbedingt auf dem Slow Boat. Dem Frachtschiff nach Iquitos, wo man auf Hängematten an Deck zusammen mit den Locals schläft. Das Abenteuer wollten wir uns nicht entgehen lassen.

Wie alles funktioniert und wann das Boot fährt – Keine Ahnung!

Die Informationen im Internet waren spärlich. Irgendwo hatten wir gelesen, dass das Slow Boat jeden Abend außer donnerstags fahren soll. Wir fragten Axel, der das Natural Reserve Palmari, in dem wir die nächsten Tage in Brasilien verbringen wollten, gegründet hat.
„Stimmt das?“
„Na ja, so grob. Ist eher ein Richtwert. Man weiß hier nie.“

Feste Fahrpläne – Fehlanzeige!

Das Kribbeln stieg. Genau deshalb wollten wir ja auf Weltreise gehen. Das gewohnte Für-alles-einen-Plan-haben hinter uns lassen.

Aber Axel versprach, dass einer seiner Mitarbeiter sich während unserer Zeit in Brasilien einmal schlaumachen würde, damit wir nach unserer Rückkehr gleich weiter nach Peru ziehen können. Das Schöne in Südamerika – wenn du keine Ahnung hast – einfach fragen, die Locals werden es schon herausbekommen.

Kapitel 2 • Erste Vorbereitungen

Was wir aber schon wussten – wir brauchen unsere eigenen Hängematten, die wir an Deck des Frachtschiffes nach Iquitos aufhängen werden. Unser Bett für die Zeit an Bord. 

Also ab zum Hafen von Leticia. Hier soll es welche zu kaufen geben. Und jep, es gibt einige Stände. 

Moskitonetz – ja oder nein?

Wir entscheiden uns für den Laden einer älteren Dame. Zwei Hängematten bitte für das Boot nach Iquitos. Soviel bringen wir mit unserem rudimentären Spanisch gerade so zustande. Die Verkäuferin besieht uns eingehend und kramt zwei Hängematten aus ihrem Angebot heraus. Die eine für Anika und für Marco eine andere – „grande“! Ah ja klar, Marco mit seinen 1,90 m könnte vielleicht eine größere gebrauchen.
Und Moskitonetze? Wir sind schließlich im Amazonas. Sie gestikuliert und meint nein. Wir glauben, sie will uns sagen, dass auf dem fahrenden Boot keine Moskitos sind. Glauben wir zumindest und ist dann auch so.
Sie schickt uns zu einem Laden schräg gegenüber. Dort gibt es die Seile, um die Hängematten zu befestigen.

Wir gehen herüber und er weiß gleich – „Ah, zwei Hängematten für das Boot nach Iquitos. Hier sind 4 x 2 m Seil.“
Wir kaufen noch ein kleineres Stück Schnur. Auf irgendeinem Blog haben wir aufgeschnappt, dass es eine gute Idee sei, seinen Kram an Bord zusammenzubinden. Im Trubel an Deck kommt mal gerne was durcheinander oder weg. Gerne wohl auch Flipflops.

Bepackt mit unserer Ausbeute geht es zurück ins Hotel. Die Rucksäcke umpacken für die Zeit im Amazonas. Einen Teil des Gepäcks wollen wir in Leticia zurücklassen und später wieder abholen.

Nacht im Niemandsland

„Müssen wir nicht noch aus Kolumbien ausreisen, wenn wir die nächsten 5 Tage in Brasilien sind?“ Hmmm… Keine Ahnung.
Spoiler: Hätten wir nicht – Dreiländereck und so.

Aber wir sind unsicher und schnappen uns sicherheitshalber doch noch ein Moto-Taxi zum Flughafen von Leticia. Ausreisestempel für Kolumbien zu holen.
Wir verbringen eine Nacht im Niemandsland sozusagen. Ohne Stempel für irgendein Land. Ist okay hier an der Trifrontera.

Am nächsten Morgen holt uns unsere Amazonas-Unterkunft ab. Einreisestempel Brasilien besorgen, denn wir sind ja offiziell gerade in keinem Land der Welt. Ab zum Hafen auf der brasilianischen Seite. Hello Tabatinga!
Wir steigen in ein Holzboot und fahren 4 Stunden den Fluss hinauf. Zu unserem Reserve. Verschluckt im Grün für 5 Tage. Geile Zeit!

Kapitel 3 • Das Boot Fährt, Aber ihr könnt nicht mit

Fast forward – 5 Tage später spuckt uns der brasilianische Dschungel wieder aus und wir erblicken von unserem Sitz auf dem kleinen Holzboot wieder den Hafen von Leticia. Die Zeit im Amazonas war unvergesslich gewesen und wir sind bereit uns ins nächste Abenteuer zu stürzen.

Wie versprochen, hat man sich für uns nach den Abfahrtzeiten des Frachtschiffes nach Iquitos erkundigt. Heute Abend geht eins. Gegen 19 Uhr oder 20 Uhr.

Angelandet am Steg in Leticia – 16:50 Uhr.


Noch genug Zeit, um aus Brasilien wieder auszureisen (wie gesagt, den Step hätten wir uns sparen können, aber einen Stempel mehr im Pass ist schließlich auch nice), für die letzten Einkäufe und um unser Gepäck zu holen, auf die peruanische Seite zu fahren, in Peru einzureisen.

Aber dann die Nachricht: „Ihr könnt heute nicht fahren. Die Migration in Peru (jetzt mussten wir wirklich offiziell einreisen, weil wir ja in Peru bleiben wollten) schließt heute schon um 17 Uhr.“

Donnerstags fahren keine Boote, oder doch?

Und morgen? Da ist doch Donnerstag – da sollen doch keine Boote fahren, oder?
Aber doch – Morgen soll um 14 Uhr eins gehen. Soviel zu: Jeden Tag, außer donnerstags.

Also ganz entspannt wieder zur Unterkunft. Zimmer buchen. Die Rucksäcke wieder umpacken. Dann können wir ja ganz entspannt die letzten Besorgungen machen.

Wir hatten gehört, dass es an Bord drei Mahlzeiten am Tag gibt. Super!
Aber wohl fast immer mit Fleisch oder Fisch. Klar, ist hier so üblich. Für uns nicht ganz so super.
Also eine große Tüte Haferflocken besorgen. Haferflocken geht schließlich immer. Aus Cartagena hatten wir noch eine Instant-Soja-Milch, die man mit Wasser anrühren kann. Und Bananen. Und Kekse. Und Soja- und Chillisauce. Denn es gibt bestimmt Reis oder Nudeln an Bord. Kann man damit super aufpeppen.

Geld wechseln muss auch noch sein! In der Trifrontera kann man überall mit den Währungen der drei Länder zahlen, aber für die Fahrkarte für das Slow Boat brauchen wir Peruanische Sol. Die Wechselstuben haben aber schon zu.

Morgen dann, ist ja noch Zeit.

Reisetipps-to-go


Kapitel 4 • Dass ging uns jetzt aber zu schnell

Der nächste Morgen startet. Bepackt mit Backpacks, Handgepäck, Hängematten und Lebensmitteln warten wir auf das Moto-Taxi, welches uns zum Hafen von Leticia bringen soll. Von dort fahren dann kleine Holzboote, die einen nach Santa Rosa in Peru bringen, das auf der anderen Seite des Flusses liegt.

Der Plan: Am Hafen von Leticia wartet einer kurz mit dem Gepäck, während  der andere noch Geld wechseln geht und genügend Wasser für die Fahrt kauft. 
Wie viel eigentlich? 10 Liter? Die Fahrt soll 2 Nächte dauern – vermutlich zumindest.

Die nette Dame sammelte uns mit ihrem Moto-Taxi ein. Wohin soll es gehen? Hafen, Slowboat nach Iquitos. 

Fährt heute das Slow Boat nach Iquitos doch nicht?

„Heute fährt nur das Fast Boat“, glauben wir zu verstehen. „Nein, wir möchten mit dem mit den Hängematten fahren.“
„Ahhh, mit Lancha. Glaube heute fährt keines.“
Okay, war das mit dem „außer donnerstags“ vielleicht doch richtig? Wir werden uns dann wohl überraschen lassen müssen, ob wir heute noch weiterkommen. Und wieder was gelernt – Lancha nennen die Locals das langsame Frachtschiff also.

Am Hafen angekommen, geht unser gechillter Einer-macht-in-Ruhe-die-Besorgungen-Plan nicht ganz auf.


Unser Video vom Amazonas.


Kurz überfordert…

Wir werden gleich förmlich überfallen von Holz-Taxi-Boots-Kapitänen, die uns auf die andere Seite nach Santa Rosa bringen wollen.
„Nein, nein. Erst noch Agua und Cambio.“
Der erste Bootsführer hat aber schon einen Rucksack in der Hand und will ihn zu seinem Holzboot bringen.

Die großartige Moto-Taxi Fahrerin erkennt unser Problem. Sie pfeift ihn und unseren Rucksack (war ja nur das ganze Kamera-Equipment drin 🙂 ) wieder zurück.
„Springt wieder rein.“


Kaum getan, düst sie mit uns zur Wechselstube – offensichtlich die ihres Vertrauens. Erklärt, dass wir Peso in Sol tauschen wollen und ca. 1 Minute später sitzen wir, mit Scheinen, die ein paar weniger Nullen aufgedruckt haben in der Hand wieder in ihrem kleinen Tuktuk.
Rasant geht es zu einem Mini-Markt. 30 Sekunden später, bewaffnet mit 10 Liter Wasser (wird schon reichen oder?), wieder ins Moto-Taxi und wir düsen zurück zum Hafen.

Resolut und in unseren Herzen einen Platz gefunden, gibt sie dem Holz-Boot-Führer klare Anweisungen.
Santa Rosa. Migration. Lancha nach Iquitos.

Ein wenig geplättet davon, dass irgendwie gerade alles so rasant ging, sitzen wir also im Holzbötchen, Santa Rosa in Peru vor uns….

KAPITEL 5 • Irgendwo im NIRGENDWO

Die südamerikanische Variante der stillen Post geht weiter – der Bootsführer winkt ein Moto-Taxi heran. „Hier die da: Migration, Lancha Iquitos.“ Gesagt, getan.

Unsere Backpacks werden auf das winzige Vehikel geladen. Bis jetzt das kleinste Moto-Taxi, welches wir bis jetzt gesehen haben. Der Gepäckträger hat auf jeden Fall seine besten Tage schon hinter sich.
Und ab geht die Fahrt durchs winzige Santa Rosa.
Ein Hafen, ein paar Restaurants. Der Ort scheint im Wesentlichen aus dieser einen Hauptstraße zu bestehen.

Santa Rosa Peru

Gechillte Einreise

Wir halten an, lassen unser Gepäck im Moto-Taxi. Er wird schon drauf aufpassen, denken wir uns. Unser Vertrauen in Südamerika ist in den letzten Wochen massiv gewachsen.


Klopfen an die Tür, auf der Migration steht und betreten einen Raum mit einem Schreibtisch und ein paar Stühlen davor. Die peruanische Migration in Santa Rosa. Wenige Minuten später, haben wir unseren Einreisestempel mit 90 Tagen Aufenthalt für Peru im Pass. Gechillte Einreise auf jeden Fall.

Wieder zum Moto-Taxi – noch alles da. 

Es geht zurück über die holperige Hauptstraße. Sicherheitshalber halten wir beide schon mal unsere Backpacks auf dem Gepäckträger hinter uns fest. Vorbei an dem Hafen, wo wir gerade eben angelandet sind.

Sind wir hier richtig?

Zu unserem Erstaunen halten wir hier jedoch nicht an, sondern es geht weiter einen unbefestigten Weg entlang. Voller Schlamm. Hier und da ein paar Bretter auf dem Matsch, um den Weg besser passierbar zu machen.
Unser kleines, voll beladenes Vehikel fährt sich das erste Mal fest. Wir helfen es aus dem Matsch zu schieben.
10 Meter weiter das gleiche Spiel. Wir steigen aus. Er gibt Vollgas, um sich aus dem Schlamm zu befreien und jup… Marcos Backpack landet mitten in einer riesigen, schlammigen Pfütze. Hätten wir mal den Rucksackschutz übergezogen. Selbst Schuld.

Er hält mitten am grasbewachsenen Ufer, etwas außerhalb Santa Rosas an. Gegenüber ein einfaches Restaurant mit Holzveranda – geschlossen.

Fährt hier das Slow Boat nach Iquitos ab?, wollen wir wissen.
„Ja, ja.. Das kommt nachher. So 17 Uhr oder 18 Uhr fährt es ab.“
Hmmm… wir dachten um 14 Uhr. Na ja, wir werden sehen.

Der Preis für die kurze Fahrt kommt uns etwas sehr hoch vor. So viel Peruanische Sol haben wir gar nicht dabei. Der Fahrer besteht jedoch darauf. Also geben wir ihm unserenletzten 26.000 Kolumbiansichen Pesos. Nicht ganz glücklich darüber, dass er seinen Verdienst erst wechseln muss, zieht er und sein Moto-Taxi von dannen. Wir stehen an einem sonst leeren Ufer des Flusses.

Warten auf das Boot.

Wir schleppen unser Hab und Gut auf die Holzveranda. Dort warten schon zwei irische Jungs. Die anderen beiden der Gruppe haben sich auf den Weg gemacht, Essen aus der Stadt zu holen.
Cool, wir sind nicht die einzigen Touristen hier im Niemandsland! Dann wird wohl das Frachtschiff nach Iquitos hier starten, sind wir uns alle einig.

Ani macht sich noch mal auf den Weg nach Santa Rosa. Wir haben Hunger, wollen unsere Snacks für die Bootsfahrt noch nicht jetzt essen. Zu Fuß den ganzen Weg zurück durch den Schlamm, am Hafen vorbei, die Hauptstraße entlang, ach ja, hier ist ja die Migration von eben – eigentlich hätten wir auch einfach gleich den ganzen Weg laufen können. Wären vielleicht die Backpacks noch sauber.


Zwei Portionen Gemüsereis, ein kühles Bierchen und unsere erste Inka-Kola später, legt ein Schiff an unserem Ufer an. Es ist um 13 Uhr. Könnte das unser Boot sein? Auch die Iren machen sich schon mal startklar.

Nope – das Boot fährt in die andere Richtung. Das Frachtschiff nach Iquitos fährt erst heute Abend. So gegen 19 Uhr.

Mal wieder eine neue Uhrzeit. Aber immerhin verdichten sich die Hinweise, dass heute zumindest irgendwann noch ein Frachtschiff nach Iquitos kommen wird.

Also weiter warten. Wir machen es uns auf dem Holzboden gemütlich und lesen ein wenig. Eine Amerikanerin trifft ein. Sie hat gehört, dass das Frachtschiff nach Iquitos um 16 Uhr fährt oder viellicht auch gar nicht – je nachdem, wen man halt fragt. Wir überlegen schon, ob wir Wetten abschließen sollen.

Kapitel 6 • Das Boot ist da!

15 Uhr: Ein weiterer Kahn legt an unserem Ufer an. Seelenverkäufer würde unsere Familie das jetzt nennen.

Das kann jetzt nicht schon unseres sein, oder?

Doch, ist es!

Wir und unsere kleine Gruppe abenteuerlicher Touristen balancieren mit Backpacks, Tüten mit Hängematten und Wasserkanistern über die Planke an Bord dieses Seelenverkäufers. Vorbei an einem Kühlcontainer, Kisten mit Bananen. Ja, genau so hatten wir uns das vorgestellt. Love it!

Wie hängt man eigentlich so eine Hängematte auf?

Wir wählen das obere der zwei Decks, weil dort ist es luftiger. Wir sichern uns einen Platz in der Mitte, gleichmäßig entfernt von dem kleinen Bordbistro, den Mülleimern und den Toiletten. 

Marco schielt zu dem peruanischen Mitreisenden neben uns herüber, wie dieser seine Hängematte befestigt. Natürlich wird unsere Unerfahrenheit im Befestigen von Hängematten auf peruanischen Frachtschiffen unmittelbar erkannt und er zeigt Marco, mit welchem Knoten und in welcher Höhe er perfekt die Hängematte für die nächsten Tage aufspannt.
Südamerikanische Hilfsbereitschaft lässt einen eben nie im Stich.

Getreu dem Motto „Der Einäugige ist unter den Blinden König“, hilft Marco der Amerikanerin und dem inzwischen eingetroffenen Niederländer mit ihren Schlafstätten für die nächsten Tage.

Wir schauen uns um. Es gibt Steckdosen – mega!
Ein kleines Bistro – mit richtigen (fleischlastigen) Mahlzeiten, Snacks, Bier, Coke und anderen Kleinigkeiten – super!
Und der Käfig mit den ganzen Hühnern und dem Hahn hinten bei den Toiletten?
„Ist das Fracht oder die Verpflegung der nächsten Tage?“ – fragen wir uns.
Und jep – es war Letzteres.

Wir wagen einen Blick in die beiden Toiletten, die gleichzeitig die Duschen sind. Okay, hätte schlimmer sein können. Aber auf das Duschen mit dem braunen Amazonaswasser werden wir wohl eher verzichten.

Ein weiteres deutsches Pärchen trifft ein und viele Locals. Wir hatten gehört, dass die Boote manchmal so voll werden können, dass mitten in der Nacht auch jemand einfach mal seine Hängematte über dir aufhängt. Aber bis jetzt sieht alles ganz entspannt hier auf unserem Deck aus.

Wir beobachteten, wie die Fracht verladen wird. Bananen, Fisch, Bier und vieles anderes… Alles per Hand versteht sich.
Und dann legen wir auch schon ab. Begleitet von einem doppelten Regenbogen. Das muss einfach das Zeichen sein, dass diese Fahrt genial wird.
Unsere Vorfreude – unermesslich. Es geht endlich los!!!

Übrigens es ist 17 Uhr.

Kapitel 7 • Über den Amazonas mit dem Frachtschiff nach Iquitos

Gleich nach dem Ablegen gibt es auch schon das erste Abendessen. Eine Art Haferschleim-Drink und ein Brötchen. Als Porridge-Liebhaber gar nicht so schlecht.

Heftiger Regen setzt ein und die blauen Plastikplanen an den Seiten des Bootes werden heruntergelassen, damit wir alle nicht nass werden.
Schade – heute nix mehr mit in der Hängematte liegen und die Aussicht genießen. 

Den Abend über regnet es immer mal wieder, die Planen blieben unten. Am Bug des Schiffes genießen wir trotzdem den Ausblick auf das breite schwarze Etwas vor uns im Dunkeln. Der Amazonas!
Wir können es immer noch nicht glauben, dass wir wirklich gerade über den Amazonas fahren – mit einem Frachtschiff, dem Slow Boat, der Lancha, mit den Locals in Hängematten schlafend.

Das Frachtschiff hält die ganze Nacht immer wieder mitten am Flussufer, um Fracht und Passagiere aufzunehmen.
Wir haben währenddessen einen lustigen Abend mit der Amerikanerin und dem Niederländer – Langzeitreisende, die viele Geschichten zu erzählen haben. Die im Gegensatz zu uns nicht nur an Wasser, sondern auch an ein paar andere Drinks gedacht haben. Wir quatschten die halbe Nacht über das Reisen, ferne Länder, Lebensansichten und so vieles mehr…

Die erste Nacht an Bord

Über den Amazonas nach Peru

23:30 Uhr – Zeit zum Schlafen
04:00 Uhr – Passkontrolle durch die peruanische Polizei. Verschlafen kramen wir in unseren Rucksäcken nach den Pässen.
04:10 Uhr – Passkontrolle vorbei. Aber sie haben das Licht angelassen.
04:11 Uhr – Die Hühner und der Hahn sind wach und krähen munter.
04:15 Uhr – Der Drogenspürhund wuselt noch mal übers Deck. Das Federvieh ist auch noch munter.
04:16 Uhr – Wo sind wir eigentlich? Kurzer Blick auf die Offline-Karte im Handy. 
04:30 Uhr – Wir sind wach. Die Hühner gackern immer noch. Aber wir liegen trotzdem grinsend in unseren Hängematten.
05:00 Uhr – Wir dösen noch mal weg.

Wir beobachten den Sonnenaufgang über dem Fluss. Die Nacht war etwas kühler als erwartet. Morgen ziehen wir lange Sachen zum Schlafen an. Zeit für Kaffee. Und dann zurück in die Hängematten.

Frühstück um 7 Uhr. Haferschleim und Wurstbrötchen. Wir tauschen Brötchen gegen Haferdrink mit einem anderen Reisenden.

Kein Internet. Kein Social Media. Die ebooks sind jedoch mit zahlreichen Büchern betankt.

Einfach Nichts tun…

Wir verbringen den Tag damit zu lesen, ab und an einzunicken, dem grünen Flussufer dabei zuzuschauen, wie es an uns vorbeizieht. 

Mittagessen: Reis und Kochbanane, aufgepeppt mit unserer Soja-und Chlilisauce. Für die anderen gab es noch Hühnchen.

Wir halten immer wieder. Mal an kleinen Dörfern, mal sind es paar einzelne Holzhütten am Ufer. Kinder winken uns. Wenn wir an einem der größeren peruanischen Dörfer halten, tobt das Leben an Board. Fliegende Händler stürmen das Deck. Melone. Empanadas. Kokosnüsse. Kuchen und was nicht alles feilgeboten wird.

Fracht wird be- und entladen. Allein mit Manpower. Schwere Säcke werden mit der Hand auf oder von Board geschleppt. Harte Arbeit. Kein einfaches Leben.

Die Peruaner würden gerne mit uns ins Gespräch kommen. Reisende an Bord des Frachtschiffs sind dann doch noch kein gewohnter Anblick. Unser Spanisch ist jedoch leider zu schlecht, um ein Gespräch zu führen.
Schade. Unsere Schuld. Wir hätten vor der Reise mehr Zeit ins Spanisch-Lernen investieren sollen. So viele Dinge würden auch uns interessieren.

Es schmerzt in unseren Herzen

Wir sehen aber auch Dinge, die uns nicht gefallen. Der Müll, der einfach in den Fluss geworfen wird. Die Kuh, welche mit viel Gewalt an Bord verfrachtet wird. Eng mit dem Kopf angebunden an die Reling, ohne Platz, sich zu bewegen.

Es tut uns im Herzen weh.
Aber verurteilen wollen wir die Menschen trotzdem nicht. Das Leben ist hier anders. Ihre Lebensrealität meilenweit entfernt von der unseren. Die Menschen scheinen glücklich zu sein. Aber es ist ein hartes und einfaches Leben. Abgelegen am Amazonas.

Vieh wird auf dem Frachtschiff nach Iquitos transportiert

Könnten wir uns vorstellen, so zu leben? Nein, definitiv nicht. Darin sind wir uns mit den anderen Reisenden einig.

Einfach mal abschalten.

Amazonas Slow Boat

Der Tag fliegt einfach dahin. Wann haben wir eigentlich das letzte Mal einfach Nichts gemacht? Nicht Produktives, nichts planen, nichts unternommen?
Wir können uns gar nicht daran erinnern. Und genau deshalb lieben wir diesen Moment einfach gerade so sehr!

Wir sind mit unseren Gedanken alleine. Unterhalten uns mal und sinnieren über das Leben. Die Zukunft. Mal liegen wir einfach schweigend in unseren Hängematten. Lesen oder schauen einfach nur auf den Fluss.
Es fühlt sich an, als hätten wir im Leben einfach kurz den Pause-Knopf gedrückt.
Abschalten. Durchatmen. Dem Geist freien Lauf lassen.

Der Abend bricht herein. 

Abendessen: Das gleiche wie zum Mittag. Für uns vollkommen okay. Wäre ja nicht so, als hätten wir uns in den letzten 24 Stunden groß bewegt.

Mit den Jungs aus Irland, der Amerikanerin und dem Niederländer spielen wir Karten bei einem Bierchen, welches wir im Bord-Shop gekauft haben.
Wir kennen das Spiel, können uns aber einfach nicht mehr an den Namen erinnern. Die Iren haben es vor ein paar Wochen auch von einer Deutschen gelernt.
Ein Peruaner gesellt sich zu uns. Schnell hat auch er das einfache Kartenspiel verstanden. Er freut sich über das Bier, welches der Niederländer ihm ausgibt.

Die Nacht war wärmer. Nur ein einziges Mal sind wir aufgewacht, als eine größere Gruppe Peruaner ihre Hängematten zusammenpackte und von Bord ging.

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Ist es schon vorbei?

Den Sonnenaufgang genießen wir diesmal direkt von unserem Schlafplatz aus.

Der Amazonas glatt und ruhig wie ein Spiegel.

Frühstück: Hühnersuppe. Sieht gut aus.
Der Käfig am Heck des Frachtschiffs leert sich langsam. Gut, dass wir unsere Haferflocken dabei haben.

Mittags sollten wir schon in Iquitos einlaufen.
Jetzt schon? Schon alles vorbei? Wir sind noch gar nicht bereit, von Bord zu gehen. Das Leben wieder auf Play zu stellen.

Wir sind tatsächlich pünktlich. Wer hätte es gedacht. 3 Tage, 2 Nächte auf dem Frachtschiff über den Amazonas nach Iquitos. Doch so schnell vorbei.

Mit dem Frachtschiff nach Iquitos in Peru

Kapitel 8 • Iquitos

Auf einmal sehen wir wieder eine große Stadt. Brücken, Autos. Unzählige andere Boote. Ein Flugzeug fliegt über uns. Iquitos liegt vor uns.
Mit rund 400.000 Menschen, die im Großraum leben, die größte Stadt der Welt, welche nicht über eine Straße, sondern nur mit dem Schiff oder Flugzeug erreichbar ist. Mitten im peruanischen Amazonas.

Unser Kapitän ist optimistisch, sich mit dem Frachtschiff in die enge Lücke zwischen den bereits angelegten Frachtschiffen zu quetschen. Er versucht sich eine halbe Stunde lang Platz zu machen. Die anderen beiseitezuschieben. Vergeblich.

Wir kletterten mit all unserem Gepäck über ein anderes Schiff und dann von Board. Rein in ein Moto-Taxi. 

Hinter uns wird der Hafen und unsere Zeit auf dem Amazonas-Frachtschiff immer kleiner.

Angekommen in Iquitos mit der Erinnerung einer unvergesslichen Reise!

FAQ • Mit dem Frachtschiff über den Amazonas

Die Trifrontera bezeichnet das Drei-Länder-Eck Brasilien, Peru und Kolumbien und besteht aus den Städten Tabatinga (Brasilien), Leticia (Kolumbien) und Santa Rosa (Peru).

Zwischen den einzelnen Städten der Trifrontera gibt es keine Grenzformalitäten. Du kannst also praktisch vom einem Land ins andere wechseln, ohne formell Ein- oder Ausreisen zu müssen.

Auch wenn du eine mehrtägige Tour in das Amazonasgebiet machst, kannst du einfach offiziell in einem der Länder bleiben.

Sobald du jedoch in ein anderes Land weiterreisen möchtest und die Trifrontera verlässt, musst du daran denken, dir den entsprechenden Aus- und Einreisestempel zu holen, sonst bekommst du auf deiner Weiterreise Probleme.

Die Weiterreise nach Iquitos in Peru ist nur eine Option.

Es fahren auch Frachtschiffe nach Manaus. Dieses soll circa 4 – 5 Tage brauchen und startet von Tabatinga.

Nein. Sowohl Leticia als auch Tabatinga besitzen einen Flughafen.

Zudem kannst du von/nach Iquitos in Peru oder Manaus in Brasilien auch mit dem Speed Boat erreichen. Hier hast du „normale“ Sitze wie in einem Bus. Das Speed Boat von Santa Rosa nach Iquitos benötigt ca. 12 – 18 Stunden.

Jup, keine Ahnung 🙂

Es gibt keine verlässlichen Fahrpläne. Aber anscheinend fährt beinahe täglich (Tendenz eher nachmittags/abends) ein Frachtschiff von Santa Rosa nach Iquitos.

Am besten fragst du die Locals vor Ort, wann das nächste Slow Boat / Lancha nach Iquitos ablegt. Und selbst dann wirst du vermutlich verschiedene Antworten bekommen. Stell dich also auf Warten ein und bring ganz viel Flexibilität mit.

Aber genau das, macht unserer Meinung nach gerade den Reiz dieses Abenteuers aus.

Wir würden empfehlen, dir eine Unterkunft in Leticia zu suchen. Hier gibt es zahlreiche Hostels, welche günstiger sind, als auf der brasilianischen Seite.

Wir haben in Leticia insgesamt 2 Nächte im Hotel El Chafo übernachtet. Die Zimmer waren sehr günstig und die Besitzerin unglaublich freundlich. Wir durften sogar kostenfrei unser ganzes Gepäck, welches wir für unsere Tage auf unserer Amazonas-Dschungel-Tour nicht brauchten, abstellen, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht geplant war, dass wir eine weitere Nacht dort verbringen werden.
Nimm aber auf jeden Fall ein Zimmer mit Fenster draußen (in den anderen wird es unglaublich schwül).

Von Santa Rosa (Peru) würden wir dir eher abraten. Hier gibt es nur sehr wenige Optionen, sowohl an Hotels, als auch an anderer Infrastruktur (Restaurants, Supermärkte usw.)

Tabatinga und Leticia grenzen direkt aneinander, sodass du einfach zu Fuß oder mit dem Moto-Taxi zwischen den beiden Städten hin- und herwechseln kannst.

Eine Fahrt mit dem Moto-Taxi kostet rund 10.000 COP.

Santa Rosa in Peru liegt auf der anderen Flussseite. Hier gibt es kleine Boots-Taxis die zwischen den Orten verkehren.

Die Überfahrt kostet rund 10.000 COP.

Die Annehmlichkeiten an Board sind sehr Basic. Ist eben ein Frachtschiff und kein Kreuzfahrer.

Es gibt Toiletten mit integrierter Dusche (Wasser aus dem Amazonas), Steckdosen, eine Bordküche, die dich während der Überfahrt verpflegt, sowie ein Bistro, welches kleine Mahlzeiten kocht und Snacks anbietet. Außerdem findest du hier weitere Dinge des täglichen Bedarfs, wie Zahnpasta, Toilettenpapier und andere Hygieneprodukte.

Zudem haben wir gehört, dass einige der Lanchas inzwischen auch mit Wifi ausgestattet sind.

Auf deiner Einkaufsliste sollte unbedingt stehen:

  • Hängematte
  • Seil, um die Hängematte zu befestigen
  • ggf. noch ein Stück Seil, um deine anderen Sachen zusammenzubinden
  • Wasser
  • Toilettenpapier (kannst du zu Not aber auch an Bord kaufen)
  • Desinfektionsspray / Seife (Seife zum Händewaschen gab es nicht)
  • Schloss* (um deinen Rucksack abzuschließen)

Weiter können wir dir empfehlen:

  • eine Decke* oder großes Handtuch (zum Zudecken nachts)
  • Karabiner* (haben damit einen Teil unserer Sachen griffbereit in einer Tüte an der Hängematte befestigt)
  • ebook Reader* oder Bücher
  • Musik oder Hörbücher und Kopfhörer* (vorher offline herunterladen)
  • Snacks

Wir haben von den beiden Decks, das obere gewählt, da dies luftiger war und mehr Aussicht bot.

Die Hängematten haben wir dann in der Mitte des Decks angebracht, da wir hier sowohl zur Snack-Bar, in der regelmäßig gekocht wurde, als auch zu den Toiletten den größtmöglichen Abstand hatten.

Extra Tipp: Schau vorher, ob das Dach über dir an der gewähren Stelle dicht ist, da es mehrmals während unserer Reise geregnet hat.

Marco hat seinen Kamerarucksack* abgeschlossen. Anika kann ihren Rolltop* nicht abschließen und hat ihn daher zusammen mit dem großen Backpack, in den Schutzsack* für unsere Rucksäcke getan und diesen dann mit einem Schloss* gesichert.

Alle unsere Packstücke haben wir zusätzlich mit einem Stück Schnur zusammengebunden, aber im Wesentlichen dafür, dass nix durcheinander kommt.

Unsere Handys haben wir beim Schlafen einfach bei uns in der Hängematte liegen lassen.

Kleinigkeiten haben wir einfach in einer Tüte gelagert und diese mit einem Karabiner* an der Hängematte befestigt.

Für die Fahrt mit dem Slow Boat haben wir pro Person 40 PEN (ca. 10 Euro) gezahlt. Drei Mahlzeiten täglich inklusive.

Für die beiden Hängematten und die Seile haben wir zusammen noch mal rund 34 Euro gezahlt.

Die Überfahrt nach Santa Rosa hat 10.000 COP (ca. 2,50 €) gekostet und das Moto-Taxi in Santa Rosa wollte 25 PEN (ca. 6,25 €) von uns haben (was uns jedoch ein wenig viel vorkam).

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